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Der Wettkampf meines Lebens7 min read

Iron Man

Der Wettkampf, den ich noch am besten in Erinnerung habe, ist der Ironman in Frankfurt 2009. Nicht weil ich ihn gewann, sondern eher weil ich ihn gefinisht habe. Somit wurde er der Wettkampf meines Lebens!

Warum dieser Wettkampf für mich so bedeutend war und immer noch ist, erklärt sich in der folgenden Geschichte.

2003 begann mein Triathlonabenteuer. Ich lernte meine neuen Trainingskollegen vom SV Gerolstein im Schwimmbad kennen. Damals dachte ich, dass ich schon Schwimmen kann, dank meiner Schwimmtrainerin Daniela wurde mir klar, da ist noch Luft nach oben. Somit kamen zum Kraulen und Brust- noch das Rückenschwimmen und der Delfin Stil dazu und mit jeder Rollwende verbesserte sich über die Jahre mein Wassergefühl.

Mit jeder Trainingseinheit wuchs meine Ausdauer bei den Mountainbike- und Rennradtouren und das sogenannte Runner’s High konnte ich auch häufiger genießen. Der Wettkampf meines Lebens kam immer näher. Ich war jung, das Leben fühlte sich super an und Wettkämpfe waren jedes Jahr das Salz in der Suppe. Bis heute habe ich ca. 35 Wettkämpfe bestritten. Darunter waren Triathlons, Radmarathons, 24-Stunden-Radrennen, Duathlons, Laufwettkämpfe und einige Staffeln.

Beim Rad am Ring 24-Stunden-Rennen lernte ich beispielsweise den Triathleten Olaf Sabatschus kennen, über einen Triathlon-Kollegen bekamen wir Olaf als Teamkollegen. Man darf neidlos anerkennen, dass er unseren Schnitt deutlich verbesserte. Da begriff ich, dass es einfach Menschen mit mehr Talent und Motivation gibt und solche, die weniger davon besitzen. Was sicher nur menschlich ist!

Alle Menschen sind Sportler, aber lange nicht alle sind Leistungssportler. Dafür braucht man schon die gewisse Mixtur an Physis, Physiologie, Regenerationsfähigkeit und Motivation. Man braucht einen guten Antrieb, körperlich wie mental. Die gute Nachricht ist: Jeder kann besser werden!

Und wie ich besser werden wollte! 2008 machte ich meine Mitteldistanz in Hessen. Bei diesem Wettkampf kam ich übrigens zu spät, weil der Zug 1 Stunde Verspätung hatte. Der Stress in der Anmeldung, der Wechselzone und beim Hinterherschwimmen hat meinem Wettkampf jedoch nicht geschadet.

Ein tolles Gefühl, mehrere Stunden am Limit zu sein und sich die Kräfte bis zum Ziel einzuteilen. Die Entscheidung war bereits auf der Rückfahrt im Zug nach Idstein gefällt. Ironman Frankfurt! Ich lieh mir bei Valerie Geld für die Startgebühr und machte mich an die Trainingsplanung für 2009.

 

Mit jedem Tag, an dem man das neu gelernte aus der Uni direkt ausprobieren konnte, wuchs das Verständnis für Bewegung, Regeneration, Schmerzen, Therapie, Heilung und Wachstum.

Das Training brachte mir viel Freude und Entspannung.

Das Resultat testete man reglemäßig. Wie gut die Anpassung funktioniert hat, galt es am Feldberg in Hessen herauszufinden.

Wie stark ist man geworden? Wie gut konnte man die Kurbel treten, wie schnell konnte man einen Berg erklimmen und die Abfahrt genießen? Mit wieviel Leichtigkeit konnte man seinen Lieblings Trail im Wald bezwingen? Wie gut ist das Wassergefühl und wie viele Rollwenden konnte man zählen?

Ja, was geht noch und zu was ist man imstande, dass will man gerne wissen oder?

Man will sich stark und leistungsfähig fühlen, man will ein Gewinner sein!

Hätte ich mir 6 Monate vor dem Ironman Frankfurt bloß nicht die Schulter bei einem Radunfall mit einem Reh verletzt! Nach drei Monaten Physiotherapie konnte ich mein Schwimmtraining wieder aufnehmen.

Die Hoffnung war wieder da; denn drei Monate hatte ich ja noch Zeit.

Mein Training bestritt ich wieder mit Freude und all dem Wissen aus meinem Physiotherapie-Studium.

Jedoch waren das nicht alle Hindernisse bis zum Ironman. Ich hatte es beim Lauftraining übertrieben. Achillessehnen-Entzündung! Ich hatte wohl erwartet, dass ich wegen meiner unfallbedingten Schwimmpause, beim Lauftraining besonders viel rausholen muss.

Falscher Ehrgeiz kann viel zerstören und das nicht nur beim Sport.

Die Befürchtung, dass ich den Wettkampf wohl knicken kann, war wieder da!

Ich ärgerte mich über meine Verletzung. So wie es wohl jeder macht, der mit voller Vorfreude auf etwas wartet und plötzlich und ernüchternt diesen Traum in Gefahr sieht. Nach einer Woche Pause, kehrte mein Lächeln zurück; denn die Entzündungsphase klang deutlich ab, so wie wir es im Fach Physiologie gelernt hatten. Klare und spürbare Fakten gaben mir wieder Zuversicht.

Ich ließ mir keine Spritzen setzen und therapierte meine Achillessehnenreizung lieber mit einer Woche Pause, langsam ansteigendem Exzentrischen-Training und nach 4 Wochen konnte ich wieder ein leichtes Lauftechnik-Training durchführen. Nach 6 Wochen steigerte ich langsam die Intensität, dabei orientierte ich mich nur am Schmerz und Zuggefühl.

Ein super Informations-System, was wir da haben. Und wenn wir es nicht mit Schmerzmitteln und erst recht nicht mit entzündungshemmenden Mitteln betäuben, dann hilft uns der Schmerz dabei, das richtige Level an Belastung und Bewegung zu finden. So einfach kann es sein!

Die Pause und das Abwechslungsreiche Training, exzentrisches- Muskel- und Sehnentraining, Lauf-ABC, Sprung-ABC, Koordinationstraining, Rumpfkräftigung, Faszien-Training, Akupressur, Vegetative-Therapie, Wirbesläulenmobilisation taten mir gut.

Meine Beine fühlten sich gut an und der große Tag schlich sich immer stärker ins Bewusstsein. Bald war es soweit, YES!

Den letzten Schliff verpasste ich mir drei Wochen vorm Wettkampf. Eine Woche Pause und zwei Wochen mit Intervalltraining mit hohen Intensitäten, und sinkendem Umfängen. Die sogenannte Tapering-Phase sollte bei einem Ironman grundsätzlich länger sein, nach dem Verletzungspech waren drei Wochen jedoch ausreichend. Mein Laufgefühl war gut und schnell, und ich stellte mich auf eine Laufdistanz mit Gehpausen ein. Durchlaufen war halt nicht drin!

Die Prügelei im Langener Waldsee überstanden, die Berge – The-Beast und The-Hell – bezwungen,vier Bänder gesammelt und mit geballten Fäusten durchs Ziel.

Mein gesamtes Ironman-Rennen erlebte ich als einen 12 Stunden Flow, vollkommen im Hier und Jetzt ohne Zweifel am Erfolg. Ein Ziel, ein Weg, ein Erlebnis, danke dafür!

Eine weitere Bestätigung, dass ich gut und gesund trainiert hatte, war die Frage des Arztes der mich ein paar Minuten nach dem Zieleinlauf untersuchte und fragte, Haben Sie überhaupt am Ironman teilgenommen? Ihr Puls und Blutdruck liegt bereits im Normalbereich.

 

Ich bin davon überzeugt, dass dieses Ironman Rennen für mich auch deshalb so gut lief, weil ich neben dem richtigen Training, keine besondere Erwartungshaltung hatte. Ich hatte nur das Ziel, anzukommen. Ich wollte diese Distanz einmal in meinem Leben absolvieren, der Traum „ Der Wettkampf meines Lebens “ entstandt als ich den Ironman Hawaii als 13-Jähriger im TV sah.

Ich konnte frei und entspannt antreten und durchziehen!

Für mich war es sicher auch einfacher, eine gesunde Erwartungshaltung zu entwickeln, weil ich kein Profi war und nicht davon leben musste. Der Druck es schaffen zu müssen, ist schon anspruchsvoll und steigert sich bestimmt je mehr die eigene Existenz vom Erfolg abhängt.

Erwartungen können einen auch langsamer machen. Das hatte ich bei meiner Olympischen Distanz in Kiel spüren müssen. In Kiel habe ich auf der Radstrecke überzogen und beim Laufen muskuläre Probleme bekommen. Den Wettkampf zu beenden, war dennoch Ehrensache, halt nicht so schnell wie man wollte.

Heute weiß ich sogar, dass man seine Erwartungshaltung trainieren kann und sollte, damit sie eine gesunde Wirkung auf unser Leben hat und nicht zu einem einzigen Krampf wird.  Siehe mehr unter Weniger Stress

 

Bei mir war es meine Verletzungspause, die zum Umdenken führte.

Wenn bei dir gerade das Verletzungspech zugeschlagen hat, du Veränderung willst und brauchst, dein Training sich nicht optimal anfühlt, aber auch, wenn es recht gut läuft und du denkst, da geht noch mehr?

Dann melde dich bei mir!  Meine Erfahrungen und Wissen gebe ich dir gerne preis! Damit der Wettkampf meines Lebens, vielleicht auch deiner wird!